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So vielfältig wie das Leben.



Pflege: Ein guter Deal fürs Leben
Dennis Fuchs ist Pflegekraft im Seniorenzentrum Knetzgau und hobbymaßig Fotograf, Filmemacher, Produzent und Musiker. Im Interview erzählt er uns, wie er es schafft, einen Job mit Schichtbetrieb und körperlicher Arbeit und so viele Freizeitaktivitäten zeitlich und finanziell unter einen Hut zu bekommen und was er über die Pflege denkt.
Wie bist du zur Altenpflege und zu deinen Hobbys gekommen?
Ich habe erst eine Ausbildung im Lager gemacht, aber schnell gemerkt, dass es nicht ganz meins war. Als letzte Zivildienst-Generation habe ich ein Jahr im Pflegeheim gearbeitet und bin da auf die Idee gekommen, die Ausbildung zu machen. Schien mir zukunftsträchtig. Da habe ich Sandra Partosch (heutige Einrichtungsleiterin im Seniorenzentrum Knetzgau) kennengelernt. Unsere Wege haben sich noch ein paarmal gekreuzt und letztlich sind meine Frau, die auch Pflegefachkraft ist, und ich nach Knetzgau ins Seniorenzentrum gekommen. Seit 2017 arbeiten wir dort.
Mit Video und Fotografie habe ich als Kind angefangen, nachdem ich meine erste Videokamera bekommen habe. Mit der Musik ging es 2000 los, mit einer günstigen Software. Ich habe HipHop und Rap komponiert, dann instrumentale Musik und ganze Trailer, Videos und Dokumentationen über Bergsteigen und Freizeitparks und neulich einen Partysong. Ich mache einen Podcast und fotografiere auch gerne. Meine Bilder sind auf Instagram zu finden.
Verdienst du mit deinen Hobbys auch Geld?
Gelegentlich, aber das ist nicht das Ziel. Ich probiere gerne Sachen aus und hatte nie einen bestimmten Plan. Viele Produktionen haben sich aus einer zufälligen Idee ergeben und ich hatte immer Spaß, das umzusetzen und zu probieren. Aus einem Genre bin ich in den nächsten gelandet usw.
Zwischendurch hast du aber als Tontechniker im Freizeitpark Geiselwind gearbeitet. Wieso bist du zur Altenpflege zurückgekehrt?
Ja, das habe ich eineinhalb Monate ausprobiert, mich hat das aber nicht überzeugt. Ich war teilweise lange Zeit im Freizeitpark, was echt cool war, aber da war wenig Struktur und wenig Zeit für Freizeit. Das ist in der Altenpflege anders.
Hat man im Beruf des Altenpflegers trotz Schichten und Personalmangel Zeit für Hobbies?
Definitiv, wenn man aktiv und bewusst seine Zeit nutzt und das mit dem Partner vereinbar ist. Meine Frau und ich versuchen, die gleiche Schicht zu haben und verbringen dann die Freizeit zusammen. Wir gehen beide gerne in die Berge und in Freizeitparks. Dafür nutzen wir oft die freien Tage unter der Woche, da ist in diesen Gebieten nichts los und es macht mehr Spaß. Meine Frau liebt Fitness und wir versuchen 3-4 Mal in der Woche ins Fitness-Studio zu gehen. Wenn wir in der Gegenschicht sind, nutze ich die Zeit zum Kreativsein: Im Aufnahmestudio, um Musik zu schreiben oder Videos zu schneiden. Das geht nämlich schlecht zu zweit.
Ihr macht auch regelmäßig größere Reisen…
Ja, wir sind 2-3 Mal im Jahr unterwegs an weit entfernten, schönen Orten: Dubai, Bali, Thailand, Malediven.
Das funktioniert mit dem Altenpfleger-Gehalt?
Ja, das geht. Wir arbeiten beide in Vollzeit und sind Fachkräfte. Wir brauchen keinen großen Luxus, dafür häufiger weg sein und exotische Orte sehen. Wir wissen, was wir wollen, und arbeiten daraufhin.
Und du bist wahrscheinlich selbst ein Exot: Als Altenpfleger für die Musikbranche und als Künstler für den Altenpflegeberuf. Was ist dein eigentlicher Antrieb im Leben?
Ich möchte Dinge gut machen und glücklich sein. Ich möchte gesund sein und kreative Sachen machen. Ich bin stolz und fühle mich wohl, wenn mir ein Projekt wieder gut gelingt. Mir ist nie langweilig und ich suche immer nach der nächsten Herausforderung.
Du hast deinen Beruf gar nicht erwähnt. Ist er dann nur Mittel zum Zweck?
Jein. Altenpflege ist ein schöner Beruf. Nicht mein Traumberuf, aber ein sicherer, ehrlicher Job, der mir persönlich viel gibt und dazu ein sicheres Einkommen und planbare Freizeit bietet. Das ist ein guter Deal für ein zufriedenes Leben und ein gutes Backup für meine Hobbies.
Muss man dazu nicht berufen sein?
Nein. Du brauchst aus meiner Sicht Empathie, Sorgfalt und Teamgeist. Wenn man seine Sache ordentlich macht, kann man zufrieden sein. Man muss es ernst nehmen, dann geht man zufrieden nach Hause. Man muss den Beruf so sehen und nehmen wir er ist und sein Leben drumherum bauen. Das klappt, wenn man es möchte.
Du beklagst dich ja gar nicht über die Zustände in der Pflege
Ich finde den Pflegenotstand genauso schlimm wie alle anderen. Ich kenne auch das Gefühl, dass es einem über den Kopf steigt. Wenn man alleine auf dem Wohnbereich steht und ganz klar weiß, dass man nicht mehr alles schaffen kann, was ansteht. Da schimpfe ich auch, aber ich lasse es mir auf keinen Fall anmerken. Wir müssen Profis sein. Die Pflegekräfte können viel selbst tun, um sich im Beruf wieder wohlzufühlen. Viel mehr als sie denken.
Sind nicht die Rahmenbedingungen und der Personalmangel schuld?
Sicherlich ist das ein Grund. Wenn aber alle über den Tellerrand schauen würden, wären 90 Prozent der Dienste halb so schlimm. Die Probleme in der Pflege sind vielfältig, aber vieles kommt direkt durch die Menschen, die da arbeiten. Sie sind immer weniger diszipliniert und jammern immer mehr. Ich bin vor kurzem übers Wochenende nach Mallorca geflogen, war aber pünktlich zum Frühdienst da. Das gehört dazu. Damit zolle ich meinem Beruf Respekt. Nicht alle machen das.
Was ist das Problem der Pflege?
Das Problem der Pflege ist nicht größer als das aller Dienstleistungsberufe: Man möchte für dieses Geld nicht mehr so viel Arbeit verrichten. Das ist nicht nur ein Problem der Rahmenbedingungen, sondern vielmehr der Einstellung der Menschen. Wofür gehe ich arbeiten und was ist für mich eine wertvolle Arbeit? Wie viel tue ich selbst dafür, dass es mir gut geht? Was mache ich in der Freizeit? Wenn ich mir die Freizeit sinnvoll fülle, gibt mir das Energie für den Beruf. Das entscheide ich selbst, egal welche Regeln die Politik macht. Wir können viel selbst tun. Es ist viel möglich, auch wenn man in der Pflege arbeitet. Ich kann mir Reisen leisten und mache viel in der Freizeit. Dafür muss man sich Ziele setzen und die Zeit gut nutzen.